Jupiter, Magnet und Terz

Musik um Kaiser Ferdinand III.

Ein Komponist am Kaiserthron – Ferdinand III. im Spannungsfeld zwischen tiefer Liebe zu Kunst, Musik und Philosophie und dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg, den seine Vorfahren begonnen und schon so gut wie verloren hatten. Den Überlegungen Athanasius Kirchers folgend wären dem Kaiser der Planet Jupiter, als Element der Magnet und in der Musik die Terz symbolisch zuzuschreiben. Mit seinen anrührend schlichten Cembalokompositionen, in denen die Terz eine auffallende Bedeutung hat, scheint er den Frieden herbeischreiben zu wollen, den er als Herrscher ersehnt. Doch die 36 Variationen seines Hoforganisten Ebner über ein Thema des Kaisers, die sich wie ein roter Faden durch das Konzert ziehen, bringen die innere Aufgewühltheit dieser scheinbaren Ruhe zum Klingen. Zum zentralen Thema wird diese Suche nach Ausgeglichenheit und allegorischer Einheit mit dem Kosmos auch in den atmosphärisch ungeheuer dichten Kantaten und Duetten der venezianischen Komponistin Barbara Strozzi. Diese dem Kaiser gewidmeten Werke, die zum Teil im Rahmen seiner Hochzeitsfeierlichkeiten aufgeführt wurden, changieren zwischen hochvirtuosem Jubel und tiefster Melancholie, zwischen Angst und Zuversicht. Wahren Frieden bringt vielleicht erst der Schlusstakt des Konzerts, aus dem berühmten Lamento Johann Jakob Frobergers auf den Tod des Kaisers. 

Christine Pollerus und Tanja Vogrin, Gesang und barocke Gestik
Eva Maria Pollerus und Michael Hell, Cembalo

  

Eine Aufnahme dieses Programms ist jetzt erhältlich als Beilage zu

Mark Hengerer
Kaiser Ferdinand III. (1608-1657)
Eine Biographie
Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2012, 560 S.
ISBN 978-3-205-77765-6

Vor über 400 Jahren, in eine zum Zerreißen gespannte Welt wurde Erzherzog Ferdinand Ernst hineingeboren, der als Ferdinand III. von 1637 bis zu seinem Tod 1657 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war. Sein Leben war ein Leben im Krieg auf der Suche nach Frieden. Zusammen mit den vielen Ländern der Monarchie der Habsburger hatte er einen Krieg geerbt, der militärisch von niemandem ganz zu gewinnen war und entsetzliches Leid über eine ganze Generation brachte. Was 1618 mit dem Prager Fenstersturz als auch religiös motivierter Aufstand des Adels gegen die Habsburger begonnen hatte, konnte er erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden auf einer gesamteuropäischen Ebene beenden. Wie man aus solch einem Krieg herauskam, musste erst gelernt werden und es bedeutete, sich von Positionen zu verabschieden, die man lange für absolut gehalten hatte: von der Einheit der Christenheit, vom Vorrang einer Konfession, von der Einheit der Dynastie, von der territorialen Integrität und Einheit des Reiches. Der Frieden im Reich und mit den europäischen Nachbarn brachte, durch Zulassung von Differenz wider Willen, dauerhafte und tragfähige Lösungen für die Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken. Die institutionelle Krise des Reiches wurde überwunden, der Friedenskongress zum Modell für zwischenstaatliche Konfliktlösung.

Mit einer Audio-CD: „Jupiter, Magnet und Terz – Musik für Kaiser Ferdinand III.“ Kompositionen von Froberger, Strozzi, Ebner und Ferdinand III., z.T. in Ersteinspielungen, präsentiert von Christine Pollerus und Tanja Vogrin (Gesang), Michael Hell und Eva Maria Pollerus (Cembali).

Als Lizenz-CD mit freundlicher Genehmigung von Cavalli-Records.

http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-77765-6.html