OBLIGAT!

Trios mit cembalo obligato von Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach 

 

Georg Philipp Telemann (1681-1767)

Triosonaten mit Solo, obligatem Cembalo und Basso continuo aus den Essercizii musici

(um 1726) :

Trio 4 (A-Dur) für Flauto traverso, Cembalo concertato und Basso continuo, TWV 42:A6

Largo / Allegro / Largo / Vivace

 

Trio 12 (Es-Dur) für Oboe, Cembalo obligato und Basso continuo, TWV 41:Es3

Largo / Vivace / Mesto / Vivace

 

Carl Philipp Emanuel Bach (1714 -1788)

Triosonate für obligates Cembalo und Viola da gamba in g-Moll, Wq. 88

Allegro moderato / Larghetto / Allegro assai

 

Triosonate für obligates Cembalo und Flöte in E-Dur, Wq. 84

Allegretto / Adagio di molto / Allegro assai

 

Georg Philipp Telemann

Triosonaten mit Solo, obligatem Cembalo und Basso continuo aus den Essercizii musici

Trio 2 (G-Dur) für Viola da gamba, Cembalo obligato und Basso continuo, TWV 42:G6

Andante /Allegro / Largo / Presto

 

Trio 8 (B-Dur) für Flauto dolce, Cembalo obligato und Basso continuo, TWV 42:B4

Dolce / Vivace / Siciliana /Vivace

 

 

 

Georg Philipp Telemanns vier wunderschöne Triosonaten mit einem jeweils unterschiedlichen obligaten Melodieinstrument, obligatem Cembalo und Basso Continuo aus den Essercizii musici (um 1726) gehören zu seinen facettenreichsten und originellsten Kammermusikwerken überhaupt. Dass sie so selten – und beinahe nie in der der laut Originalpartitur vorgesehenen Instrumentation – aufgeführt werden, liegt wohl an der klanglich spannenden, aber wenig praktikablen Besetzung. Diese sieht nämlich die Kombination zweier Cembali, eines Solo- und eines Continuo-Cembalos, vor (und darüber hinaus noch vier verschiedene Soloinstrumente)! Wenn eines der Trios zur Aufführung gelangt, so hört man meist nur die Sonate mit Blockflöte, und das in einer „verstümmelten" Version, in der auf einem Cembalo alleine eher verzweifelt versucht wird, Solo und Generalbass gleichzeitig zusammenzufassen… Erst mit zwei Cembali jedoch kann diese Musik ihre dialogisierende, orchestrale Wirkung überhaupt entfalten!

Kammermusikalische Kompositionen, in denen die Cembalostimme im Gegensatz zur üblichen Generalbassnotation auskomponiert ist und solistische Funktion übernimmt – also eben „obligat" ist – erfreuten sich zu Telemanns Zeiten durchaus wachsender Beliebtheit und es gibt nicht wenig solche Werke – allerdings findet dann meist eben „nur" ein Cembalo Verwendung und es gibt keine extra Generalbassstimme. Die bekanntesten Beispiele dafür sind sicherlich J. S. Bachs Violin-, Gamben- und Traversosonaten mit obligatem Cembalo, an denen er zu ähnlicher Zeit gearbeitet hat wie Telemann an seinen Essercizii.

C.P.E. Bach folgte da formal den Spuren des Vaters, wobei das klangliche Resultat verschiedener kaum sein könnte. C.P.E. Bachs Sonaten mit obligatem Cembalo weisen mit ihren frühklassischen, galanten, aber auch empfindsamen und „stürmend-drängenden" Elementen weit voraus ins späte 18. Jahrhundert. Interessant ist dabei, dass Bach keineswegs rein cembalospezifisch komponiert zu haben scheint; mehrere seiner Sonaten mit obligatem Cembalo sind nämlich auch als Triosonaten mit zwei Melodieinstrumenten (von denen eines die Stimme spielt, die sonst von der rechten Hand des Cembalos ausgeführt wird) und Basso continuo erhalten.

Eine Gegenüberstellung der Klangwelten G. Ph. Telemanns und seines Patensohns C.P.E. Bachs zeigt faszinierend, wie unterschiedlich für Cembalo obligato geschrieben werden konnte – und das, obwohl Carl Philipp und sein Patenonkel Telemann den selben Bautyp von Cembalo „vor Ohren" gehabt haben dürften. In Hamburg, Wirkungsstätte beider Meister, waren Cembali üblich, die mit einer Vielfalt an klanglich unterschiedlichen Registern besondere Gestaltungsmöglichkeiten boten. Ein solches Cembalo mit 16’Fuß-Register wird auch für dieses Konzert zur Verfügung stehen und selten gehörte Klangwirkungen ermöglichen.

 

Eva Maria Pollerus & Jesper Christensen, Cembali

Stephanie Schacht, Travers- und Blockflöte

Rebeka Rusó, Viola da gamba

Omar Zoboli, Barockoboe

Thomas Platzgummer, Barockcello